Exil(e) und Widerstand
Jahrestagung der Gesellschaft für Exilforschung e.V. in Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für Exilforschung

20. bis 22. Juni 2019
Europa-Universität Viadrina
15230 Frankfurt/Oder

Den Programm-Flyer finden Sie hier.

„…und immer wieder und wieder den Versuch machen, diese Welt nach unseren Vorstellungen zu verändern, zuerst im Hintergrund, unscheinbar, dann aber mit aller Gewalt und ganz deutlich, so dass wir nach einiger Zeit sagen können, wir leben in unserer Welt,…“.
Thomas Bernhard, Korrektur 1975

Untersuchungen zum Widerstand gegen den Faschismus gehören seit Beginn der Exilforschung zu ihren wesentlichen thematischen Schwerpunkten. Dabei war die Aufarbeitung des Widerstands gegen den Nationalsozialismus (wie dessen partielle Verdrängung oder dezidierte Aussparung) bis 1989 im öffentlichen Raum eng mit der Geschichte und dem politischen Selbstverständnis der beiden deutschen Staaten und dem damit einhergehenden Ost-West-Konflikt der Systeme verbunden.

Die zunehmende Ausdifferenzierung eines interdisziplinären Forschungsfeldes führte in den letzten beiden Jahrzehnten zu einer verstärkten Aufmerksamkeit auch für die unterschiedlichen Formen alltäglichen Widerstands. Individuelle Handlungsmöglichkeiten in gesellschaftlich-politischen Situationen, in denen demokratische Ordnungen gefährdet sind, wurden ausgelotet. Gleichzeitig weitete sich der Blick noch einmal vergleichend auf den gesamteuropäischen Raum.

Ein erneuertes Interesse findet der historische Widerstand gegen den Faschismus zudem in den sich gegenwärtig vollziehenden Prozessen einer politischen Neuformierung Europas. Eine damit einhergehende Umwälzung und Neuordnung alter Wertesysteme, ein erkennbares Überschreiben von Wissensbeständen und Narrativen einzelner europäischer Nationalgeschichten des 20. Jahrhunderts fordern eine kritische wissenschaftliche Begleitung heraus.

Die interdisziplinäre Konferenz Exil(e) und Widerstand fragt daher aus europäisch vergleichender Perspektive nach den unterschiedlichen Möglichkeiten und Formen des Widerstands gegen den Faschismus in Europa von den 1920ern bis in die 1970er Jahre und zugleich danach, in welchen Bezügen dieser Widerstand gegen den Faschismus heute innerhalb eines europäischen Erinnerungsdiskurses steht und wofür er beansprucht wird. Im Blick auf die Erfahrungen des Widerstands geht es dabei im Kern auch um die Frage nach der Legitimität, nach dem Selbstverständnis und der ethischen Stabilität einer europäischen Gemeinschaft, deren Gründung einem damals kaum beendeten Gewalt und Vernichtungsgeschehen folgte.

Konzept und Organisation
Prof. Dr. Kerstin Schoor
Dr. Konstantin Kaiser

Eine Kooperation der Gesellschaft für Exilforschung e.V. mit der Österreichischen Gesellschaft für Exilforschung, der Theodor Kramer Gesellschaft und dem Axel Springer-Lehrstuhl für deutsch-jüdische Literatur- und Kulturgeschichte, Exil und Migration der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder